Jede Straftat ist für denjenigen, der sie erfährt, ein Schock. Statistiken können nahezu nichts über das erfahrene Leid aussagen und dennoch werden sie häufig bemüht, wenn es einzuordnen gilt, wie „gefährlich“ oder „unsicher“ eine Stadt ist. In Rodgau wurden 2024 im Jahresvergleich zu 2023 120 Straftaten weniger begangen. Dabei ist die Zahl der jungen Tatverdächtigen im Alter bis 18 Jahren gestiegen und die der Erwachsenen ab 21 Jahren gesunken. Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, Rohheitsdelikte und sonstige Straftatbestände haben leicht zugenommen. Straftaten gegen das Leben, einfacher Diebstahl und schwerer Diebstahl, hierzu gehört auch Einbruch, haben ebenso abgenommen wie Vermögens- und Fälschungsdelikte und Straftaten gegen strafrechtliche Nebengesetze. Letzteres sind zum Beispiel Straftaten nach dem Betäubungsmittelgesetz, dem Tierschutzgesetz aber auch nach dem Ordnungswidrigkeitengesetz. Insgesamt wurden 1688 Straftaten von 791 Tatverdächtigen begangen. Das sind 51 weniger als 2023. Die Aufklärungsquote lag bei 53,1 Prozent. Die Entwicklung in Rodgau passt in Summe zu der im Kreis Offenbach. Auch hier hat die Gesamtkriminalität um 7,4 Prozent abgenommen. Im Kreis wurden 56,4 Prozent der Fälle aufgeklärt. Die Kriminalstatistik dient der Beobachtung der Entwicklung von Kriminalität und kann Anhaltspunkte für Präventivmaßnahmen liefern. „Die Menschen in Rodgau leben sehr sicher.“, sagt Marc Heinl, Leiter der Polizeistation in Heusenstamm. Reine Zahlen aus der Statistik sagen ohne Vergleich nicht viel aus. In den letzten Jahren war die sogenannte Häufigkeitszahl (HZ), welche Auskunft über die Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner gibt, in Rodgau mit 3616 Straftaten auf einem sehr niedrigen Niveau. Im Kreis Offenbach haben lediglich die Kommunen Mainhausen, Rödermark und Hainburg geringfügig niedrigere Zahlen vorzuweisen. Zum Vergleich, die durchschnittliche HZ in Hessen lag 2024 bei 6046 Straftaten auf 100.000 Einwohner.
Rodgau ist durch ausgewiesenen Neubaugebiete eine der sehr schnell wachsenden Städte im Ostkreis. Neue Einwohnerinnen und Einwohner, junge Familien, aber auch ältere Personen zieht es hier her. Die größte Herausforderung sei hier die Anonymität gegenüber den alten Ortskernen und Wohngebieten mit über die Jahre gewachsenen Nachbarschaftsstrukturen. Wenn man seine Nachbarschaft kenne, sei es leichter, fremde Personen zu erkennen und ggf. besondere Vorfälle oder gar Straftaten der Polizei zu melden, so Marc Heinl. Nachbarschaftsprojekte gemeinsame Veranstaltungen und Straßenfeste können die Anonymität schnell überwinden und das Umfeld bekannter werden lassen. Neben dem aufmerksamen Nachbarn ist es möglich durch bauliche Veränderungen an seinem Haus, seiner Wohnung mögliche Straftäter abzuschrecken. Damit ist nicht „die Festung“ gemeint, sondern einfache Dinge, wie Beleuchtung, bewegliche Rollläden, geleerte Briefkästen oder abschließbare Fenster. Wer hierzu Fragen hat, dem steht die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle des Polizeipräsidiums Südosthessen mit Rat und Tat zur Seite. Aus der Kriminalstatistik lässt sich herauslesen, dass „schwerer Diebstahl“ und „Vermögens- und Fälschungsdelikte“ am häufigsten in Rodgau vorkommen. Der schwere Diebstahl ist nicht immer der Einbruch. Von schwerem Diebstahl spricht man, wenn ein Gegenstand besonders gegen Wegnahme gesichert ist. Das kann die abgeschlossene Wohnung, aber auch ein abgeschlossenes Fahrzeug oder angeschlossenes Fahrrad oder Roller sein. Vermögens- und Fälschungsdelikte sind Diebstähle und Betrug in der Gesamtbetrachtung. Hier ereignet sich die Straftat meist im Internet und/oder am Telefon. Neben dem „falschen Polizeibeamten“ und dem „Enkeltrick“ sind hier auch der Bestell- und Leistungsbetrug gemeint, eine Deliktsgruppe, welche sich bei Straftätern großer Beliebtheit erfreut, weil aus der Anonymität des Internets agiert werden kann. Aber auch hier kann man sich noch besser schützen, wenn man aufmerksam und gut informiert ist. „Geben Sie nicht leichtfertig ihre Kontodaten gegenüber Dritten heraus, achten Sie auf Ihre Privatsphäre. Ich denke der Großteil der Rodgauer Bürger beherzigen dies bereits. Dafür sprechen jedenfalls die Zahlen der Statistik.“, so der Leiter der Polizeistation. Ganz wichtig sei es, den „gesunden Menschenverstand“ arbeiten zu lassen. Dazu gehört beispielsweise, keine Wertgegenstände offen im Auto oder Haus liegen oder keine fremden Personen so ohne weiteres ins Haus zu lassen. Sollte ein Anrufer sich als Mitarbeiter der Polizei und Staatsanwaltschaft ausgeben, dürfen und müssen keine Auskünfte über die eigenen Vermögenswerte gegeben werden. „Echte Amtsträger“ würden am Telefon keine dieser Fragen stellen. Sollte ein Familienmitglied im Ausland oder auf Geschäftsreise in Not geraten sein, wird niemand telefonisch eine Kaution fordern. „Legen Sie auf und melden Sie dem Vorfall der Polizei über die Ihnen bekannte Amtsleitung oder die 110.“, rät Marc Heinl.
